Arbeitskreis

"Pflanzen der Bibel"

http://www.rrz.uni-hamburg.de/fb01AT/ug/pb/

Ausstellungsprojekt im Jahr 2000

Pflanzen des Monats

Ölbaum

Botanisches

- Familie / Gattung / Art

- Kultivierung

- Lebensbedingungen

- Eigenschaften

Historisches

- gr. Mythologie

- Zeus-Statue

- Kultbilder in Epidauros

- kretisch-mykenische Kultur

- Technische Entwicklungen

Biblisches

- Erntebilder

- Vorgänge der Verarbeitung

- Öl im Kult

- Salbung des Altars / Gesalbte(r)

- Christus und die Christen

- Ölbaum und Sprachbilder

Andere Details

- Jotam-Fabel

- Römer 11

- Heilmittel

- Salbungen Jesu

- Taube und Ölzweig

- Öllampen

Abbildungen

Internet-Links

Autor und Quellen

Sucht man im DUDEN das Wort „Ölbaum", so stößt man zuerst in demselben Eintrag auf „Öl_alarm". An dieser gemeinsamen Zuordnung ist deutlich, dass heutzutage mit dem Wort „Öl" zwei ganz verschiedene Dinge bezeichnet werden, die jedoch eine gemeinsame Funktion verbindet. Vielfach wird in der Gegenwart diejenige Wortbedeutung im Vordergrund stehen, die die technische Welt der Gegenwart entscheidend mitgeprägt hat: das Mineral-Öl („petr|oleum", früher auch „Leuchtöl"). Über Jahrtausende hatte jedoch pflanzliches Öl eine vergleichbare Funktion, nämlich nicht nur als Nahrungsmittel zu dienen, sondern auch als Brennstofflieferant, der leicht transportabel und gut auf Vorrat anzulegen war. Öl wurde in Öllampen und größeren Leuchtern verwendet, um Licht in die Dunkelheit zu bringen, wenn zunehmende Gebäudegrößen und Verrichtungen in Nachtzeiten dieses erforderten.

links nach: Galling (1977) 199(1)
Die Ausprägung der Öllampen aus einfachen muschel-artigen Frühformen (seit der Bronzezeit) im 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung (vuZ) bis hin zu kunstvoll konstruierten Leuchtern lässt wichtige Stufen der antiken „Technik" und der gesellschaftlich-religiösen Entwicklung im Vorderen Orient nachvollziehbar werden. In biblischen Texten wird Gott selbst angeredet: „Du bist meine Leuchte..."(2)


rechts:

der siebenarmige Leuchter des Jerusalemer Tempels (auf dem Titus-Bogen in Rom)

Die Menorah - wurde zu Israels

Staats-Symbol

Das Feuer in Lampen zu „zähmen" und „Kunstlicht" mittels Öl zu erzeugen, ist jedoch nicht nur von technischer Bedeutung. Für zahlreiche Lebensbereiche hat das Nahrungs- und Heilmittel Olivenöl bzw. der Ölbaum eine symbolische Bedeutung gewonnen, die Eigenheiten und Wirkungen dieser Pflanze widerspiegeln: Wohlergehen und gesundheitliches Wohlbefinden, solides und langanhaltendes Wachstum, Frieden sowie wirtschaftliche Kraft.

Der Olivenbaum ist eine der ältesten und wichtigsten Kulturpflanzen der Mittelmeerregion. Schon vor Jahrtausenden wurde er im Westen Asiens angepflanzt, wo er bis heute auch noch wildwachsend vorkommt.

links:
Alter Ölbaum im „Garten Gethsemane" am Westhang des Ölbergs in Jerusalem.
Die Wortbestandteile in der Ortsbenennung „Geth-semani" (Mk 14,32 // Mt 26,32(3)) weisen bereits auf die Ölproduktion in der Zeit des Neuen Testaments hin: „gat" = Kelter und „šämän" = Öl. Die Ortszeichnung „Ölberg"(4), die lange vor dem Neuen Testament bezeugt ist, zeigt die viel ältere Tradition der Ölbaum-Pflanzung an.

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Botanisches

Als moderne botanische Bezeichnung des Ölbaums findet sich in den Fachbüchern „Olea Europea". Seit der Zeit des großen Arztes und Naturforschers Carl von Linné (1707-1778) werden Tiere und Pflanzen mit einer solchen doppelten Benennung versehen. Sie bezeichnet in einem hierarchisch geordneten System (Stamm / Klasse / Ordnung / Familie / Gattung / Art) die beiden unteren Ebenen der „Gattung" und der „Art". Die nächst höhere Ebene für „Olea europea" bildet die Familie der Ölbaumgewächse bzw. lateinisch: „Oleaceae".

Familie: „Ölbaumgewächse (Oleaceae)


Das Goldmann-Lexikon (24 Bände in Farbe), 1998 (mit CD) gibt auf S. 7264-7265 folgenden Kurzüberblick:
„Familie der Blütenpflanzen; Holzgewächse mit gegenständigen Blättern und meist vierzähligen Blüten (mit je zwei Staub- und Fruchtblättern); dazu gehören Esche, Liguster; Ziersträucher: Flieder, Forsythie und Echter Jasmin; Nutzpflanzen: Manna-Esche und Ölbaum"
Gattung: olea zur Gattung zählen rund 35 Arten, die in verschiedenen Erdteilen und Regionen beheimatet sind, darunter auch in Afrika, Indien und Australien.
Art: europea Zur Art zählt sowohl die Kulturform (olea europea) als auch die Wildform des Olivenbaums. Letztere wird als Oleaster bezeichnet (olea europea sylvestris) und wächst als kleiner Baum oder Strauch. Diese Unterart ist kennzeichnend für die Vegetation der Macchie (etwa auf Korsika oder in Spanien).

Die Kulturpflanze (olea europea) ist seit 3000 v.Chr. im Mittelmeerraum und in Ägypten verbreitet. Sie wird durch Veredelung aus dem wilden Olivenbaum Oleaster gewonnen.

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Lebensbedingungen
Standort In den tropischen und gemäßigt warmen Zonen mit voll sonnigem Standort
Boden - Substrat Durchlässiger fruchtbarer Lehmboden
Licht - Wärme Frostfreies Klima; der Winter sollte für einen ausreichenden Blütenansatz dennoch kühl sein, der Sommer lang und heiß.

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Eigenschaften:
Habitus - Erscheinungsform

Der Baum wächst sehr langsam, erreicht aber ein sehr hohes Alter, und trägt noch Früchte, wenn er innen hohl ist. Man nimmt an, dass einige Olivenhaine in Israel schon über 1000 Jahre alt sind (siehe die Abb. des Ölbaum). Der Baum, mit seinem grauen, verdrehten Stamm wird nur 5 bis 8 m (max. bis 20 m) hoch. Er verzweigt stark.
Blätter Die Blätter sind schmal und spitz (lanzettform), blaugrün an der Oberseite, die Unterseite ist silbrig und mit Schuppen bedeckt (Verdunstungsschutz).
(Zeichnung nach

V. Struß, Botanischer Garten Hamburg, Bibelpflanzengarten,

bzw. F.N. Hepper (1992) 104)

Blüten - Frucht

Ausgereife schwarze Oliven

enthalten mehr Öl und weniger Bitterstoffe

Quelle: Dumont Provence(5)

In den Blattachseln sitzen, in Rispen angeordnet, kleine weiße Blüten (siehe B in der Zeichnung). Sie erscheinen im Frühjahr in traubigen Blütenständen und fallen kurz nach der Bestäubung ab. Die Olive ist eine einsamige, vor der Reife grüne Steinfrucht.


Im Herbst, voll ausgereift, hat sie eine blau-violette Haut, öliges Fleisch und einen Samen (= Kern, siehe D in der Zeichnung). Eine Olive enthält 20 - 25 % Öl, 30 - 50 % Wasser (daneben Kohlenhydrate, Proteine, org. Säuren und Enzyme).
Wurzel Das Wurzelsystem ist weit verzweigt, es sind Wurzelschößlinge möglich.

Die heutigen Ölbäume stammen möglicherweise von der wildwachsenden Art Olea chrysophylla ab, es ist jedoch kein wildwachsender Baum mit genießbaren Früchten bekannt.

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Kultivierung

Der Ölbaum braucht wenig regelmäßigen Regen. Die Bäume können (ggf. in künstlich bewässerten) Hainen in einem Pflanzabstand von ca. 10 Metern kultiviert werden. Erst nach 5 bis 6 Jahren blühen Ölbäume; ihre besten Ernteerfolge liegen bei einem Alter von 50 bis 60 Jahren und ergeben ca. 110 bis 120 kg pro Baum. Ein regelmäßiges Schneiden der Zweige erhöht den Ertag. Um Blütenknospen bilden zu können, sollte die Temperatur im Winter nahe der Frostgrenze liegen. Winterliche Regenfälle sind wichtig.

Die Ernte erfolgt im Herbst. Im Oktober für die grünen, im Dezember für die schwarzen Oliven.

Bild- und Informations-Quelle:

http://www.carapelli.com/inglese/manu3.htm



Die Früchte werden - heutzutage wie auch in der Antike - gepflückt, geschüttelt oder heruntergeschlagen. Das Bild links zeigt die Oliven-Ernte mit großen Tüchern unter den Bäumen (in Italien).

Bild-Quelle:

http://www.carapelli.com/inglese/manu2.htm

Zu antiken Formen der Kultivierung und der Verarbeitung siehe unten.

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Historisches

Eine der ältesten Kulturpflanzen im Mittelmeerraum ist der Ölbaum. Nicht nur in biblischen Erzählungen hat er deshalb eine prominente Bedeutung.

In der griechischen Mythologie wird berichtet, der Ölbaum sei der Stadt Athen von deren Schutzgöttin geschenkt worden, als diese sich im Streit mit Poseidon um den Besitz von Attika befand. Nach Ratschluss der Götterversammlung sollte das Land der jenigen Gottheit gehören, die ihm das wertvollere Geschenk böte: Poseidon, lässt mit seinem Dreizack auf der Akropolis eine Salzquelle entspringen, während Athene den ersten Ölbaum wachsen lässt. Der Sieg wurde Athene zugesprochen. Seitdem sei der Olivenzweig zusammen mit der Eule das Wahrzeichen der Göttin und Symbol für Sieg und Frieden. Die Verbindung des Ölbaumes nicht nur mit Athene sondern auch mit dem Kult anderer griechischer Götter ist vielfach verbürgt. Anpflanzungen von Oliven-Bäumen in Tempelbezirken bilden „heilige Haine".

Im Zeus-Tempel von Olympia war die Zeus-Statue des Bildhauers Phidias (= Pheidias, 5. Jh. vuZ) mit einem Ölzweig indirekt geschmückt. Auf der rechten Hand des Zeus wird die Göttin Nike (Sieg) dargestellt, die dieses Symbol des Wohlergehens und Siegeslohns hält:

Rekonstruktion des Zeus-Tempels in Olympia von 1864
Querschnitt

Diese Kunstwerk der Zeus-Statue galt der Antike als eines der sieben Weltwunder:

Rekonstruiertes Zeusbild in Olympia
Abbildungen nach A. Müller / R, Ammon(6) S. 107. Dort wird folgende Beschreibung zusammengefasst:

„Über drei Stufen führte in Olympia der Weg durch eine weite Vorhalle zum Vorraum des inneren Tempelhauses. Die Cella, das eigentliche Tempelhaus, die Wohnung des Gottes, die das berühmteste Kunstwerk des Altertums barg, können wir an den Resten noch gut erkennen. Der gesamte längliche Innenraum war von beiden Seiten mit Säulengängen in zwei Stockwerken eingefaßt, die es dem Besucher ermöglichten, das zwölf Meter hohe Kultbild des Zeus aus Gold und Elfenbein, daß sich in dem anschließenden Raume befand, genau zu betrachten. Dieses Weltwunder soll nach der Aufhebung des Heiligtums in der Spätantike etwa 394 n.Chr. nach Konstantinopel gebracht und dort vernichtet worden sein.

Dennoch können wir uns nach der Beschreibung des Geographen Pausanias, der zur Zeit des Kaisers Hadrian lebte, eine ziemlich genaue Vorstellung vom Zeusbild des Phidias machen, die den Barockbaumeister Fischer von Erlach und andere anregte, Rekonstruktionen zu schaffen." (Text der Beschreibung mit Nike und Ölzweig(7))

Der symbolische Ölzweig in der Hand der Nike, verweist auf die religiöse Bedeutung, die in der griechisch-sprachigen Welt mit dieser Pflanze verbunden wird. Damit verknüpft sind zugleich besondere Heilwirkungen und Wunderkräfte. So sei aus dem Saft der Olive ein Salböl gewesen, dessen wunderbarer Kraft sich auch Göttinnen bedienten: Hera selbst salbt sich mit dem göttlichen Olivenöl, als sie Zeus verführen will.

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Der Geschichtsschreiber Herodot (5. Jh. vuZ) erzählt von der Wirkung des Ölbaumes für Kultbilder in der Stadt Epidaurus:
Herodot, Neun Bücher der Geschichte, Fünftes Buch, Abschnitt 82 (8):

„... Als einst das Land der Epidaurier keine Frucht hervorbringen wollte und sie darum in Delphi anfragten, gebot ihnen die Pythia, sie sollten der Damia und Auxesia Standbilder errichten, dann würde ihnen geholfen werden. Und als die Epidaurier fragten, ob sie die Bilder aus Erz fertigen sollten oder aus Stein, und die Pythia antwortete, weder von dem einen noch von dem anderen, sondern von dem Holz eines zahmen Ölbaums, wandten sie sich an die Athener, daß sie ihnen gestatten möchten, einen Ölbaum zu fällen. Denn sie hielten die athenischen Ölbäume für die heiligsten. Man sagt auch, es hätte zu jener Zeit nirgends auf Erden Ölbäume gegeben, außer in Attika. Jene waren bereit, es ihnen zu gewähren, nur sollten sie versprechen, daß sie alljährlich der Athena Polias und dem Erechtheus ein Opfer darbringen wollten. Die Epidaurier willigten in diese Bedingung und erhielten, was sie begehrten, und nachdem sie aus den Ölbäumen Bilder geschnitzt und sie aufgestellt hatten, gab ihr Land wieder Frucht, und sie erfüllten fortan, was sie den Athenern versprochen hatten."

Für die geographische Verbreitung des Ölbaumes ist die Bemerkung Herodots interessant, in der er die Fruchtbarkeit des Landes der Assyrer und Babylons beschreibt:

„Kein Land von allen, die wir kennen, ist so ergiebig an Korn wie dieses, während es im übrigen auf Fruchtbäume wie Feigenbäume, Ölbäume und Weinstöcke gänzlich verzichten muß ... Öl haben sie nur das, welches sie aus Sesam bereiten"(9).

Seine besondere wirtschaftliche Bedeutung erlangt der Ölbaum vor allem in einer Zeit, die lange nach dem Dichter Homer (im 8. Jh. vuZ) liegt, dessen Werke vom legendären Krieg um die Stadt Troja handeln. Dieser Krieg ist wiederum mehrere Jahrhunderten zuvor anzusetzen (vor 1200 vuZ). Öl dient in solchen älteren Erzählungen den Edlen und Reichen, wir finden es als kostbare Salben in den Schatzkammern der trojanischen Helden. - In späteren Urkunden ab dem 5. Jh. vuZ finden wir dagegen Hinweise auf den regelmäßigen Handel mit Öl und auf stattliche Monopol-Ansprüche in der Zeit der griechischen Vorherrschaft über den Vorderen Orient, die auf Alexander den Großen (ab 311 vuZ) folgt.

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Wenn nach der obigen Erzählung die Schutzgöttin Athens, Pallas Athene, der Stadt vor ca. 3500 Jahren den Baum geschenkt haben soll, so ist bei einer solchen rückschauenden Darstellung zu bedenken, dass es auch um Privilegien und Ansprüche Athens geht, wie sie Herodot über die Entstehung der Kultbilder und Abgabenpflicht der Stadt Epidauros erzählt. Aus archäologischen Informationen ist deutlich, dass das Bild über die erste Ölbaumpflanzung nicht richtig sein kann, wie es für Athen in mythologischen Erzählungen transportiert wird. Denn um 1500 vuZ sind auch schon in der kretisch-mykenischen Kultur Ölbäume dargestellt. Abbildungen alter Olivenbäume finden sich bereits auf den Malereien von Knossos. Die tatsächliche Herkunft des Ölbaumes als Kulturpflanze scheint eher auf den östlichen Mittelmeerrand zu verweisen. Eine genauer Angabe über seine Heimat vorzunehmen, ist jedoch wie zu Zeiten Herodots auch heute kaum möglich. - Zu vermuten steht, dass die seefahrenden Phöniker aus dem östlichen Mittelmeerraum und vorderen Orient die Olive z.B. in ihre Kolonien nach Südfrankreich brachten (im 6. Jahrhundert vuZ). Als Kulturpflanze ist sie später nicht zuletzt durch römische Vorherrschaft nahezu um das gesamte Mittelmeer herum verbreitet und in großen Ländereien gezielt wirtschaftlich genutzt worden.

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Technische Entwicklungen

Die Ölgewinnung aus Oliven wird über Jahrtausende praktiziert. Im Laufe dieser langen Entwicklung sind mehrfach wichtige neue Erfindungen nutzbar gemacht worden. Grundsätzlich sind mehreren Arbeitsgänge erforderlich:

„das Zerquetschen und Entsteinen der Beeren ... im Mörser oder in der Ölmühle bzw. Ölquetsche und das Auspressen des Fruchtfleisches in der Ölkelter bzw. Ölpresse. Beim Entsteinen mußte darauf geachtet werden, daß der Stein nicht zerklopft wurde, weil sonst das Öl einen bitteren Beigeschmack erhielt. ... Zur Zerkleinerung diente in der B[ronze]- und E[isen]-Zeit ein Mörser, der auch in unmittelbarer Nähe des Olivengartens als Vertiefung im Naturfels angelegt sein konnte."(10)

„Die Olivenmühle, die im Unterschied zur Mehlmühle einen senkrecht rotierenden Oberstein und größere Ausmaße hat ..., taucht in Pal[ästina] erst in röm[ischer] Zeit auf ...(11)

Ölmühle in Koranzin

Rekonstruktionszeichnung einer Ölmühle aus römischer Zeit



[nach Zwickel (1997) 163]

„Die älteste Methode (in Ägypten seit ca. 3000 bekannt), Trauben oder Oliven auszupressen, bestand darin, ein Tuch zu füllen und es zusammengefaltet an beiden Enden auszuwringen. Indem man Oliven in Körben, die zugleich als Sieb dienten, oder zwischen Brettern mit Gewichten beschwerte, konnte man das Öl in daruntergestellten Gefäßen auffangen. Eine Verbesserung dieser Methode bestand darin, daß man Balken mit Gewichten beschwerte und durch die Hebelwirkung des Preßbaumes mehr Druck ausüben konnte ..., den man durch einen Flaschenzug und eine Seilwinde noch verstärken konnte."(12)

Unterteil einer Ölpresse in Hazor

Rekonstruktionszeichnung einer Hebelpresse aus römischer Zeit



[nach Zwickel (1997) 163]



Galling Abb. 60,3
„Die Kenntnis des Schraubengewindes erlaubte in röm. Zeit die Einführung günstigerer Preßtechniken durch die Pfeilerpresse [Abb.60 Nr. 3(13)]"


rechts:

Unterteil einer Ölpresse in Koranzin

„Das beim ersten Pressen durch leichten Druck gewonnene Öl war das beste [Amos 6,6; 2Kön 20,13]. Durch verstärkten Druck oder durch Erhitzen (vgl. Her[odot] II 94) der Trester konnte bei einer zweiten oder dritten Pressung nochmals Öl minderer Qualität gekeltert werden. Ein großer Baum lieferte ca. 25 l Öl. Der Kelterung folgte die Reinigung ... des Öls sowie seine Abfüllung in Vorratsbehälter. Da die Olivenernte fast zwei Monate nach der Weinlese liegt, konnten Weinkelteranlagen ebenso zum Keltern der Oliven benutzt werden, wobei die Balkenpresse in beiden Fällen ihre Dienste tat."(14)

Schnitt durch Olivenholz
„Das Umhauen von Pflanzungen im Kriege hatte verheerende Wirkung, weil der Ölbaum nur sehr langsam wächst, und war deshalb in Israel verboten (Dt.20,19f)."(15)

Vgl. zum Gesetz, das Fruchtbäume vor dem Fällen im Krieg schützen soll, den Beitrag zur Übung „Bibel und Mitwelt" von V. Rao: Das Bewahrungsmotiv im Pentateuch (den Büchern 1.-5. Mose). Ähnliche „Vorläufer des Naturschutzes" sind auch im Zusammenhang mit den Spartanern erwähnt (siehe dazu im Artikel Ölbaum, in: Kl. Pauly).

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Biblisches

Der Ölbaum (hebräisch zajit, griechisch elaia) und Öl bzw. Fett (hebräisch šämän, griechisch elaion) begegnen sehr häufig in der Bibel. Im Alltagsleben ist Öl geradezu Teil der Grundnahrung, wie in einer Episode deutlich wird, in der während einer Hungersnot der Prophet Elia einer verwitweten armen Frau begegnet. Diese teilt ihre Lebensmittelreste mit ihm, obwohl sie ihm bei ihrer ersten Begegnung sagt:

1Kön 17,12 So wahr der Herr, dein Gott, lebt: Ich habe nichts mehr vorrätig als eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Ich lese hier ein paar Stücke Holz auf und gehe dann heim, um für mich und meinen Sohn etwas zuzubereiten. Das wollen wir noch essen und dann sterben.

Hier (und auch in einer anderen Prophetengeschichte in 2Kön 4(16)) geschieht dann das Wunder, dass das Öl sich zur Linderung der Not vermehrt. - Diese Armeleute-Geschichten sind zwar ungewöhnlich, weil der normale Kreislauf durchbrochen wird. Davon kann jedoch so selbstverständlich erzählt werden, weil die Grundsituation Damaligen ganz gewöhnlich ist: Öl gehört eigentlich zum Leben, ebenso wie Deckung der Lebensgrundlagen aufgrund von Ölverkauf.

Der Ölbaum gilt als eine der besonderen Gaben des Landes. Gerade an ihm ist sichtbar, dass die nutzende Generation nicht die Pflanzende ist, ähnlich wie es in Israels Geschichte war:

Deuteronomium / 5Mose 6,10-12 10Und wenn der Herr, dein Gott, dich in das Land führt, ... große und schöne Städte, die du nicht gebaut hast, 11mit Gütern gefüllte Häuser, die du nicht gefüllt hast, in den Felsen gehauene Zisternen, die du nicht gehauen hast, Weinberge und Ölbäume, die du nicht gepflanzt hast -, wenn du dann ißt und satt wirst: 12nimm dich in acht, daß du nicht den Herrn vergißt, der dich aus Ägypten, dem Sklavenhaus, geführt hat.

Zu den „sieben Arten", die die Fruchtbarkeit des verheißenen Landes auszeichnen, gehört dementsprechend auch der Ölbaum:

Foto nach: Hareuveni (21996) S. 3(17)
Deuteronomium / 5Mose 8,7-8:

7... ein prächtiges Land führt, ein Land mit Bächen, Quellen und Grundwasser, das im Tal und am Berg hervorquillt, 8ein Land mit Weizen und Gerste, mit Weinstock, Feigenbaum und Granatbaum, ein Land mit Ölbaum und Honig.



(Von diesen „sieben Arten" sind Erstlingsfrüchte an das Heiligtum abzugeben. - Dabei stellt die Nennung von Honig in der Reihe der Pflanzen ein besonderes Problem dar. Der rabbinischen Tradition folgend wird hier an die Dattel bzw. an Dattel-Sirup gedacht; vgl. Mishnah Bikkurim 1,3(18)).

Der Ölbaum wächst am kräftigsten in der flachen und fruchtbaren Region, die dem judäischen Bergland nach Westen vorgelagert ist, in der Schefela:

Sirach 24,14: 14Wie eine Palme in En-Gedi wuchs ich empor, wie Oleandersträucher in Jericho, wie ein prächtiger Ölbaum in der Schefela, wie eine Platane am Wasser wuchs ich empor.

Aber auch in den übrigen Gegenden des Landes wird der Ölbaum als Zeichen des Segens vorausgesetzt. - Das wird besonders bei der Abwesenheit von segnender Zuwendung Gottes deutlich, wenn das Leben als Fluch mit diesem Bild geschildert werden kann:

Deuteronomium / 5Mose 28,40: 40Ölbäume wachsen überall in deinem Land, aber du hast kein Öl, um dich zu salben. Dein Ölbaum hat die Oliven abgeworfen. 41Söhne und Töchter hast du gezeugt, aber sie sind nicht bei dir. Sie sind als Gefangene weggezogen.

Die alltäglichen Lebensumstände werden zu Abbildern der religiösen Situation. Gerade der Ölbaum ist in die religiöse Bildsprache vielfach eingegangen: Ein Beter vor Gott vergleicht sich mit einem grünenden Ölbaum (Psalm 52,10(19)); ähnlich wird auf das Volk dieses Bild des Wohlergehens angewandt (Hos 14,5(20)). Am Ölbaum erweist sich nicht nur das Wohlergehen derjenigen, die wirtschaftlich gut gestellt sind, sondern auch die Solidarität zu anderen Mitmenschen, mit denen die Segenswirkungen geteilt werden sollen:

Deuteronomium / 5Mose 24,20: 20Wenn du einen Ölbaum abgeklopft hast, sollst du nicht auch noch die Zweige absuchen. Was noch hängt, soll den Fremden, Waisen und Witwen gehören.


Ganz selbstverständlich sind Zeichen der Verantwortung von menschlichem Tun von Erntevorgängen geprägt, ähnlich wie das Ergehen und die Einforderung Gottes mit solchen Symbolen beschrieben werden können. Mit der Kritik der Propheten an verführendem Reichtum, an Macht und Fett, stellen sie dem Volk geradezu eine „Armuts-Kur" in Aussicht, bei der nur noch ein Rest übrigbleibt:

Jesaja 17,4.6: 4An jenem Tag schrumpft Jakobs Macht zusammen, das Fett (shämän) seines Leibes schwindet dahin. ... 6Nur ein Rest bleibt für die Nachlese übrig wie beim Abernten der Ölbäume: zwei, drei reife Oliven an den oberen Ästen des Baumes, vier oder fünf an seinen Zweigen - Spruch des Herrn, des Gottes Israels.

Ein ähnliches Erntebild wird in diesem Prophetenbuch zur Schilderung der Zukunft verwendet, die auch das Abschlagen der restlichen Olivenfrüchte vorausgesetzt:

Jes 24,5.11-13: 5Die Erde ist entweiht durch ihre Bewohner; denn sie haben die Weisungen übertreten, die Gesetze verletzt, den ewigen Bund gebrochen. 11... Jede Freude ist verschwunden, aller Jubel hat die Erde verlassen. 12Von der Stadt blieben nur noch Ruinen, auch das Tor wurde zertrümmert. 13Dann ist es unter den Völkern auf der Erde, wie wenn man Oliven abschlägt, wie bei der Nachlese, wenn die Ernte vorbei ist....

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In prophetischen Bildern begegnen um das Öl herum auch die Vorgänge der Verarbeitung und des Gebrauchs von Öl. So werden das Pressen und das Salben, als eigentlich zusammengehörige Komponenten der Nutzung vorausgesetzt:
Micha 6,12-15

Mörser aus Stein

12Ja, die Reichen in der Stadt kennen nichts als Gewalttat, ihre Einwohner belügen einander, jedes Wort, das sie sagen, ist Betrug. 13Deshalb hole ich aus, um dich zu schlagen und dich wegen deiner Sünden in Schrecken zu stürzen. 14Du wirst essen, doch du wirst nicht satt; ... 15Du wirst säen, aber nicht ernten; du wirst Oliven pressen, aber dich mit dem Öl nicht salben; du wirst Trauben keltern, aber den Wein nicht trinken.



links: nach Negev (21991) 272: „Ältester bekannter tiefer Mörser mit Stößel aus Basalt (Alter: 15.000 Jahre)".

Vorausgesetzt sind dabei auch die selbstverständlichen Qualitätsunterschiede des Öls:

Amos 6,4-6 4Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern. ... 5Ihr grölt zum Klang der Harfe, ihr wollt Lieder erfinden wie David. 6Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen, ihr salbt euch mit dem feinsten Öl und sorgt euch nicht über den Untergang Josefs.

Hochwertiges Öl gehört zu den Prestige-Objekten und Kostbarkeiten, die der König in seinem Schatzhaus aufbewahrt (2Könige 20,13(21)

).

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Öl als Element im Kult

Die Gebrauchsweisen von Öl als Nahrungsmittel, als Salböl und Heilmittel sowie als Brennstoff für Leuchter begegnen auch in den verschiedenen Entwicklungsstufen des Kults in Israel. Sehr altertümlich wirkt der Ritus, den Jakob nach seinem Traum von der Himmelsleiter bei der Salbung eines Steins vollzieht:

Genesis / 1Mose 28,(10ff)18-19 18Jakob stand früh am Morgen auf, nahm den Stein, den er unter seinen Kopf gelegt hatte, stellte ihn als Steinmal auf und goß Öl darauf. 19Dann gab er dem Ort den Namen Bet-El (Gotteshaus). Früher hieß die Stadt Lus.

Wie bei dem entsprechenden Vorgang in Gen 35,14(22) wird auf dieses Steinmal (hebr. masseba) Öl gegossen.

Stelenreihe in Hazor (nach Pritchard II, 103)
Der Brauch (und auch die ins Griechische übernommene Benennung einer Steinstele als baitylos) ist von Späteren vielfach gedeutet worden(23). Es scheint insgesamt um eine Handlung zu gehen, die im Zusammenhang mit dem Kult auf Höhenheiligtümern steht und die inzwischen durch viele archäologische Materialien bis in die staatliche Zeit Israels hinein bezeugt ist.

In prophetischen Büchern werden die um Masseben ausgeführten Riten meist als Götzendienst gebrandmarkt: Der Kult Israels würde mit Fruchtbarkeits-Religionen der Umwelt verwechselbar gemacht (siehe etwa Hos 10,1-2(24)). Zu der Zeit, als ab dem 7. Jh. vuZ eine Zentralisation auf Jerusalem vorgenommen wurde und die alleinige Kultausübung für das dortige Heiligtum beansprucht wurde, werden programmatisch Höhenheiligtümer geschlossen bzw. zerstört.

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Salbung des Altars bleibt in den Ritualvorschriften der Hebräischen Bibel auch nach dieser Beschränkung auf den Jerusalemer Tempel (bzw. im Zusammenhang von dessen älterem „Modell" der Stiftshütte) ein symbolischer Akt der Weihe. In Exodus 29,36 und zahlreichen Stellen wird damit der Altar auf die zur Gottheit gleiche Stufe der „Hochheiligkeit" gebracht:
Exodus / 2Mose 29,35-37 35Tu mit Aaron und seinen Söhnen genau so wie ich es dir befohlen habe. Sieben Tage verwende für ihre Priestereinsetzung! 36Bereite täglich einen Sündopferstier für die Entsühnung zu, und entsündige den Altar, indem du ihn entsühnst. Salb ihn, um ihn zu weihen. 37Sieben Tage sollst du den Altar entsühnen und so weihen. Der Altar ist dann hochheilig; jeder, der den Altar berührt, wird heilig.

Entsprechend gehört die Salbung zu den Einsetzung-Riten, die für das Personal vorgenommen wird, das für die Priesterdienste und den Altardienst veranwortlich ist. Direkt auf die Formel des Priestersegens folgt in Num 7,1 die Inbetriebnahme des Kultdienstes:

Numeri / 4Mose 7,1 An dem Tag, an dem Mose die Wohnstätte errichtet hatte, salbte und weihte er sie, dazu alle ihre Geräte, ebenso auch den Altar und alle seine Geräte. Er salbte sie und weihte alles.

Von besonders hervorgehobener Bedeutung ist dabei die Salbung des Hochpriesters, die Lev 8,10(25) ganz ähnlich schildert.

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Gesalbte(r)

In Entsprechung zur Salbung des Hochpriesters wird auch von der Salbung des Königs berichtet - wie etwa im Zusammenhang mit Saul, David und Salomo berichtet wird (1Sam 10,1(26); 1Sam 16,13(27); 1Kön 1,34(28)). Mit der Salbung wird der neue König zum Träger des Gottesgeistes (1Sam 16,13 bzw. Jes 11,1-4(29)). In Psalmen wird vom Hochpriester oder König mit einem Würdenamen als den „Gesalbten" gesprochen (Psalm 89, 51-52(30), 132,10(31)). Auf einen von Gott besonders geheiligten „Gesalbten" (hebräisch meschiach bzw. Messias) richten sich auch die Zukunftshoffnungen, wie sie bereits im älteren Grundbestand des Psalters am rahmenden Hintergrund der Psalmen 2 und 89 erkennbar sind. „Der Gesalbte" wird als Vertreter der Herrschaft Gottes erwartet (Psalm 2,2)(32).

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Christus und die Christen
An die Nutzung von Öl zum Salben des Hochpriesters bzw. Königs knüpfen die christlichen Aussagen an, die Jesus als Messias (= griechisch christos = der Gesalbte) benennen und bekennen.

Die Schriften des Neuen Testaments schließen mit dem Sprachgebrauch „Christus" an Vorgänge an, die in direktem Zusammenhang mit Öl und dem Ölbaum stehen: Christen werden als „gesalbt" verstanden (2Kor 1,21(33)), wobei Salbung mit Geistbegabung als Zusammenhang vorgestellt ist (Jes 61,1 / Luk 4,18)(34). Es ist sicher nicht zufällig, dass der Apostel Paulus das Bild des Ölbaums benutzt und damit das Verhältnis zwischen denjenigen beschreibt, die einerseits aus dem Volk Israel oder andererseits aus den Heidenvölkern hervorgegangen sind:

Römerbrief 11,16ff 16Ist die Erstlingsgabe vom Teig heilig, so ist es auch der ganze Teig; ist die Wurzel heilig, so sind es auch die Zweige. 17Wenn aber einige Zweige herausgebrochen wurden und wenn du als Zweig vom wilden Ölbaum in den edlen Ölbaum eingepfropft wurdest und damit Anteil erhieltest an der Kraft seiner Wurzel, 18so erhebe dich nicht über die anderen Zweige. Wenn du es aber tust, sollst du wissen: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich. ... 24Wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum herausgehauen und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft wurdest, dann werden erst recht sie als die von Natur zugehörigen Zweige ihrem eigenen Ölbaum wieder eingepfropft werden.

Auseinandersetzungen, die zwischen Juden und Christen jahrhundertelang zu exklusiven Ansprüchen geführt haben, sind von der Logik dieses Bildes her nicht zu rechtferigen. Wilder Ölbaum und Kulturpflanze stellen keinen Gegesatz dar. Das Einpfropfen von Zweigen der Wildpflanze zur Verjüngung alter Kulturpflanzen wird auch sonst in der griechisch-römischen Antike erwähnt (vgl. Kleiner Pauly im Artikel „Öl, Ölbaum" Sp. 244 zu Oleasterpfropfen).

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Ölbaum und Sprachbilder für das Wirken Gottes

Sowohl in der Hebräischen Bibel als auch im Neuen Testament der Christen wird der Ölbaum als ein besonderes Sprachbild verwendet. Neben den schon angeführten Textbeispielen ist noch ein Bereich wichtig, der die Besonderheiten des Ersten Tempels in einer Zeit neu deutet, nachdem der Tempel Salomos zerstört war.

nach:

Keel (1984) 165

Im ersten Tempel (ca. 940-587 vuZ) wurden die Abgaben an Öl mit einer eher handgreiflichen Symbolik von Segen und Fruchtbarkeit verbunden (Dtn 7,13(35) oder Ex 25,6)(36).



links: eine Abbildung versucht darzustellen, wie die Göttin des Baumes den ägyptischen König nährt.

(Hand und Brust sind in der Nachzeichnung schwarz hervorgehoben).

Im Blick auf den zweiten Tempel (ab 515 vuZ) tritt eine Symbolik in den Vordergrund, die eher als „vergeistigend" bezeichnet werden kann. (Dabei meint „vergeistigend" nicht weltfremd, sondern mehr: „auf neue Erfahrungen mit der Völkerwelt bezogen". Dieser neue Kontext macht es notwendig, neu über die Wirkungsweisen Gottes und des von ihm her gedachten Geistes zu sprechen).

In einer Vision des Propheten Sacharja, die die Bemühungen des Serubbabel um den Zweiten Tempel betrifft, wird ein Leuchter (menorah) zusammen mit zwei Ölbäumen geschaut (Sach 4,2-6):

Ein Leuchter mit sieben "Schnäbeln" aus den Funden im Wadi Murabba`at.

nach:

R. de Vaux, DJD 2 (1961) S. 27 Nr. 2

Ich hatte eine Vision: Da stand ein Leuchter, ganz aus Gold, darauf eine Schale und auf ihr sieben Lampen mit je sieben Schnäbeln für die Flammen auf den Lampen. 3Zwei Ölbäume standen daneben, der eine rechts, der andere links von der Schale. 4Und ich sprach weiter und fragte den Engel, der mit mir redete: Herr, was bedeuten diese Ölbäume? 5Der Engel, der mit mir redete, antwortete mir: Weißt du nicht, was sie bedeuten? Ich erwiderte: Nein, Herr. 6Da erwiderte er und sagte zu mir: So lautet das Wort des Herrn an Serubbabel: Nicht durch Macht, nicht durch Kraft, allein durch meinen Geist! - spricht der Herr der Heere.

Wie genau die Antwort des Engels im Zusammenhang mit den politischen Bemühungen Serubbabels zu verstehen ist, bleibt in der Schwebe. Deutlich ist nur, dass das Öl mit dem Geist in Beziehung stehen muss, quasi als Medium der Geist-Übermittlung. Auch ein zweiter Frage- und Antwortgang in den folgenden Versen 7-14 kreist zwar um die Symbole Ölbaum, Ölzweig und Leuchter, doch wird der Zusammenhang auch hier nur angedeutet. Zwei menschlichen Figuren, den Gesalbten bzw. „Söhnen des frischen Öls" - wohl in priesterlicher und königlicher Funktion - wird eine künftige Mittlerrolle, „ein geistliches Amt", zwischen Gott und Menschen, zwischen Himmel und Erde zugemessen (vgl dazu Keel(37)):

Sach 4,14 Das sind die beiden Gesalbten, die vor dem Herrn der ganzen Erde stehen.

Dieses Bild hat weitere sprachliche Versuche nach sich gezogen, um die Wirkungsweise vorstellbar zu machen, wie göttliches Handeln durch menschliche Mittlergestalten zu denken ist. Gedacht wird zunehmend, dass Gott indirekt wirkt, nämlich durch das Mittel seines an Menschen gegebenen Geistes, den „Geist der Heiligkeit". In vorchristlicher Zeit ist ein solches „duales Prinzip", das mit zwei Mittlergestalten, bzw. zwei Messiassen / Gesalbten rechnet, z.B. in den Texten von Qumran greifbar. Auch für die neutestamentliche Denkweise scheint in manchen Bereichen ein solches priesterliches und königliches Nebeneinander eine Rolle zu spielen (Johannes der Täufer / Jesus).

Ganz deutlich ist die Wirkung des Bildes von Sach 4 in der Offenbarung des Johannes, in der in Kapitel 11 die Doppelheit der Ölbäume und Leuchter auf zwei „Zeugen" bezogen wird (wohl Mose und Elia). Sie werden als Wirkkräfte verstanden, die zum Herrschaftsbereich Gottes gehören und die in der Zeit vor dem Ende ihre Aufgabe haben:

Apokalypse /Offenbarung 11,4 Sie sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.

Diese zwei Zeugen (griechisch: martyroi) kommen wie Märtyrer zwar an ihr irdisches Ende, werden jedoch im Himmel quasi aufbewahrt für die Zeit, auf die die Johannesapokalypse Hoffnung machen will und von der die letzten Kapitel handeln: die Zeit, „wenn der Tod nicht mehr sein wird, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal" (21,4). In dem Hoffnungsbild vom himmlischen Jerusalem werden dann auch die Zeugen als Leuchter überflüssig:

Apokalypse /Offenbarung 21,23 Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten. Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. 24Die Völker werden in diesem Licht einhergehen, und die Könige der Erde werden ihre Pracht in die Stadt bringen. ... 25 ... Nacht wird es dort nicht mehr geben.

Auch hier sind die christlichen Sprachbilder nur von der Hebräischen Bibel aus verständlich zu machen. Der Hintergrund zur bildhaften Anrede der Gottheit als „Leuchte" (siehe dazu oben 2Sam 22,29 sowie bei Keel(38)) ist zudem mit ganz handgreiflichen Erfahrungen verbunden, die wiederum mit der langen Geschichte der Nutzung von Öl und Ölbaum zusammenhängen.

Der Kontrast zwischen der Gegenwartszeit, symbolisiert durch das Dunkel der Nacht, und der erwarteten Ankunft der Gottesherrschaft findet sich auch in einem Gleichnis Jesu. In Matthäus 25,1-13(39) spielen Öl und Lampen eine prominente Rolle.

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Das Ende der Sintflut
Auch in der ganz andersartigen Erzählung über die Sintflut, in der das schreckliche Ende der Sünder der Errettung des gerechten Noahs gegenübergestellt wird, hat ein Symbol große Bedeutung gewonnen. Kaum bewusst ist vielen Menschen, dass die Friedenstaube mit dem Ölzweig im Schnabel auf diesen biblischen Text zurückgeht. Der Ölzweig ist das erste Zeichen, dass den Menschen anzeigt, dass die Katastrophe ihrem Ende zugeht und schon wieder Grünes auf der Erde wächst (Gen 8,8-11)(40).

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Die Jotham-Fabel

In Richter 9 wird vom Königssohns Abimelech berichtet, dass er in einem Massaker seine Brüder umbringt, um sich - mit Einverständnis der Bürger - den Thron von Sichem zu sichern. Nur sein Bruder Jotam überlebt und erzählt den Bürgern Sichems eine Fabel, die ihre eigene Situation angesichts ihrer Zustimmung zum Königtum Abimelech widerspiegelt:
8Einst machten sich die Bäume auf, um sich einen König zu salben, und sie sagten zum Ölbaum: Sei du unser König! 9Der Ölbaum sagte zu ihnen: Soll ich mein Fett aufgeben, mit dem man Götter und Menschen ehrt, und hingehen, um über den anderen Bäumen zu schwanken? 10Da sagten die Bäume zum Feigenbaum: Komm, sei du unser König! 11Der Feigenbaum sagte zu ihnen: Soll ich meine Süßigkeit aufgeben und meine guten Früchte und hingehen, um über den anderen Bäumen zu schwanken? 12Da sagten die Bäume zum Weinstock: Komm, sei du unser König! 13Der Weinstock sagte zu ihnen: Soll ich meinen Most aufgeben, der Götter und Menschen erfreut, und hingehen, um über den anderen Bäumen zu schwanken? 14Da sagten alle Bäume zum Dornenstrauch: Komm, sei du unser König! 15Der Dornenstrauch sagte zu den Bäumen: Wollt ihr mich wirklich zu eurem König salben? Kommt, findet Schutz in meinem Schatten! Wenn aber nicht, dann soll vom Dornenstrauch Feuer ausgehen und die Zedern des Libanon fressen.

16Wenn ihr also treu und redlich gehandelt habt, als ihr Abimelech zum König machtet, ...

19 dann sollt ihr eure Freude haben an Abimelech, und er soll seine Freude an euch haben.

Zum Salböl gebenden Ölbaum bildet hier der Dornenstrauch, dessen Wirkkraft allein in einem zweifelhaften Schatten besteht, das andere Extrem. Diese Charakterisierung sich selbst überschätzender Machtanmaßung ist immer wieder als Muster biblischer Herrschaftskritik herangezogen worden.

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Andere Details

Alle Nutzungsweisen von Öl oder etwa des harten Holzes von Ölbaumen können hier nicht beschrieben werden. Zu erwähnen ist aber auf jeden Fall noch die Bedeutung von Öl zu pflegerischen und medizinischen Zwecken.

Öl als Heilmittel

Das Jesaja-Buch beginnt mit einer bildhaften Beschreibung, die die unterbliebene Wundpflege mit Öl nennt:

Jesaja 1,4-7 4Weh dem sündigen Volk, der schuldbeladenen Nation, der Brut von Verbrechern, den verkommenen Söhnen! Sie haben den Herrn verlassen, den Heiligen Israels haben sie verschmäht und ihm den Rücken gekehrt. 5Wohin soll man euch noch schlagen? Ihr bleibt ja doch abtrünnig. Der ganze Kopf ist wund, das ganze Herz ist krank: 6Vom Kopf bis zum Fuß kein heiler Fleck, nur Beulen, Striemen und frische Wunden, sie sind nicht ausgedrückt, nicht verbunden, nicht mit Öl gelindert. 7Euer Land ist verödet, eure Städte sind niedergebrannt. Fremde verzehren vor euren Augen den Ertrag eurer Äcker; verödet wie das zerstörte Sodom ist euer Land.

Auch im Neuen Testament wird die Benutzung von Öl für die Wundbehandlung in der Beispielerzählung zum großen Gebot (Lukas 10,25ff.) vorausgesetzt: An einem von Räubern Zusammengeschlagenen kommt nach zwei Tempelfunktionären ein anderer Reisender vorbei, den die Jerusalemer Tempelverehrer wohl als Ausländer betrachten würden:

Lukas 10,33-34:

(gesamte Episode)

33Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, 34ging zu ihm hin, goß Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.

Diese Gestalt ist sprichwörtlich zum „(barmherzigen) Samariter" und Leitbild geworden, die sich im Sinne der gesamten Erzählung angemessen zu ihrem Nächsten verhält (Lukas 10,25-37(41)).

Ob die Verwendung von Öl im Zusammenhang von Reinigungsriten bei Aussätzigen, von der in Lev 14(42) mehrfach die Rede ist, etwas mit Öl als Heilmittel zu tun hat, ist fraglich. Es scheint sich eher um eine Wiedergewinnung der Reinheit und die Wiedereingliederung in die zugehörige Heiligkeitsstufe zu handeln. Im Neuen Testament sind jedoch Heilungen und die Anwendung von Salböl ausdrücklich zusammengestellt worden:

Markus 6,12-13: 12Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. 13Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.

Ähnlich begegnet eine solche Zusammenstellung im Jakobusbrief:

Jak 5,14-15: 14Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. 15Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben.

Im letzteren Fall ist deutlich, dass nicht Heilung durch Öl bewirkt wird, sondern dass das Gebet die Rettung bringt. In beiden Fällen hat das Salben eher die Funktion, die Machtwirkung des Geistes handgreiflich zu machen. Ähnlich wie in Lev 14 durch Tempelpriester wird der Kranke durch die Jünger bzw. Bevollmächtigte der Gemeinde ausdrücklich in die Sphäre, über die der „Name des Herrn" Macht hat, eingegliedert.

Salbungen Jesu

In mehreren etwas unterschiedlichen Episoden wird in Lukas 7,36-50(43), Markus 14,3-9(44) und Johannes 12,1-5(45) davon berichtet, dass Menschen Jesus durch eine Salbung überrascht hätten. In allen Fällen geht es nicht um normales Olivenöl, sondern um Nardenöl, dessen Kostbarkeit in Joh 12 ausdrücklich diskutiert wird. An den anderen beiden Stellen wird die Kostbarkeit der Essenz jedoch ebenfalls durch die Erwähnung des Alabasterfläschens herausgestellt.

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Abbildungen

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Internet-Links
Botanik-online http://www.rrz.uni-hamburg.de/biologie/b_online/d52/52e.htm#07

(Abbildungen von Olivenbäumen auf Kreta sowie u.a. von Blättern mit Blütenstand und Informationen über Oleaceae)

Die italienische Firma Carapelli bietet Detail-Informationen englisch-sprachige Detail-Informationen ringsum das Thema „Olive" zu folgenden Unterthemen: Filtring and bottling / Cultivation / Pressing / The Quality /The Olive Groove

(Einige Illustrationen sind aus diesen Seiten entnommen.)



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Autor und Quellen

© Uwe Gleßmer, 22.2.2000 (e-mail: glessmer@theologie.uni-hamburg.de)

Kurztitel in dieser Darstellung verweisen auf eine ausführlichere allgemeine Literaturliste zu "Pflanzen der Bibel", die sich in einer gesonderten Datei findet und die hier ausgewählt werden kann: (PB00_literatur.html)

Zum Thema Ölbaum und Öl sind folgende spezielle Quellen und Materialien benutzt:

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Anmerkungen

1. K. Galling: Biblisches Reallexikon, (Mohr-Siebeck) Tübingen 21977, S. 199.

2. 2Samuel 22,29: „Ja, du bist meine Leuchte, Herr. Der Herr macht meine Finsternis hell." (Vgl. zu diesem David-Lied auch die Parallelfassung in Psalm 18).

3. Markus 14,32:

Sie kamen zu einem Grundstück, das Getsemani heißt, und er sagte zu seinen Jüngern: Setzt euch und wartet hier, während ich bete.

Matthäus 26,36:

Darauf kam Jesus mit den Jüngern zu einem Grundstück, das man Getsemani nennt, und sagte zu ihnen: Setzt euch und wartet hier, während ich dort bete.

4. Der Ölberg wird beim Propheten Sacharja mit einer endzeitlichen Gotteserscheinung verbunden:

Sach 14,4: „Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der im Osten gegenüber von Jerusalem liegt. Der Ölberg wird sich in der Mitte spalten, und es entsteht ein gewaltiges Tal von Osten nach Westen. Die eine Hälfte des Berges weicht nach Norden und die andere Hälfte nach Süden" (Einheitsübersetzung).

5. D. Althoff / K. Simon: Provence - Côte d´Azur - Richtig Reisen. (DuMont Buchverlag) Braunschweig 21997, S. 71.

6. A. Müller / R, Ammon: Die sieben Weltwunder. 5000 Jahre Kultur und Geschichte der Antike. (Kaiser Verlag) Klagenfurth 21972, S. 107.

7. Wiedergabe der Pausanias-Beschreibung zitiert aus Müller / Ammon S. 106-111:

„Der Gott saß auf einem Thron aus Zedernholz, der auf einem mächtigen Postament stand, daß die von Helios und Selene eingefaßte Reihe der olympischen Gottheiten schmückte, gleichsam das Abbild des Olympos darstellend. Der Thronsessel selbst war mit Ebenholz, Elfenbein, Gold und Edelsteinen ausgelegt und verziert. Seine Füße waren von tanzenden Siegesgöttinnen umgeben. Chariten und Horen umschwebten die Spitzen der Rücklehne zu Häupten ihres Vaters Zeus. Der Schemel, auf den sich seine Füße stützten, wurde von zwei goldenen Löwen getragen. Das Antlitz, die Brust und der entblößte Teil des Körpers wie auch die Füße waren aus Elfenbein gebildet. Die Augen waren wahrscheinlich aus leuchtenden Edelsteinen geformt. Die Locken des Haupt- und Barthaares waren aus reinem Gold; ebenso die Statue der schwebenden Nike, den Ölzweig in der Hand, die der Gott auf der ausgestreckten Rechten trug. Das Zepter, das er in der Linken hielt, Symbol der von ihm beherrschten Erde, das in allen Farben erglänzte, bestand aus einer Legierung verschiedener edler Metalle. Auf dem Zepter saß der ruhende Adler. Das Gewand, das den Unterkörper umhüllte, war ebenfalls aus Gold und mit Blumen bedeckt, die aus einer Art Glasschmelzfluß geformt waren.

In der Werkstatt des Phidias in Olympia fand man zahlreiche Gußformen sowohl für den Goldmantel wie auch für seinen Schmuck. ...

Die wiederentdeckte Phidias-Werkstatt entspricht in ihren Ausmaßen, in ihrer Richtung und damit ihren Lichtverhältnissen genau der Cella des Zeustempels. Die Statue des Zeus, die Phidias dort in achtjähriger Arbeit schuf, konnte also in voller Größe aus der Werkstatt herausgebracht und in dem ihr gegenüberliegenden Kultraum des Zeustempels aufgestellt werden."

8. Quelle: „Herodot - Neun Bücher der Geschichte. Nach der Übersetzung von Heinrich Stein bearbeitet und ergänzt von Wolfgang Stammler, (Phaidon-Verlag) Essen 21984, S. 394.

9. Quelle: „Herodot - Neun Bücher der Geschichte. Nach der Übersetzung von Heinrich Stein bearbeitet und ergänzt von Wolfgang Stammler, (Phaidon-Verlag) Essen 21984, S. 101.

10. K. Galling: Biblisches Reallexikon, (Mohr-Siebeck) Tübingen 21977, S.239.

11. DRK + zayit (Mi 6,15) heißt analog zu DRK + 'anábm (Am 9,13) keltern, läßt also nicht darauf schließen, daß Oliven zur Ölgewinnung mit den Füßen zertreten wurden, was schwerlich zum Erfolg.geführt hätte.

12. K. Galling: Biblisches Reallexikon, (Mohr-Siebeck) Tübingen 21977, S.240.

13. K. Galling: Biblisches Reallexikon, (Mohr-Siebeck) Tübingen 21977, S.239 Abb. Nr. 3. - Zugehöriger Text S. 240; verwiesen wird auch auf die Kreuzpresse (Dalman, AuS IV 23 1f).

14. K. Galling: Biblisches Reallexikon, (Mohr-Siebeck) Tübingen 21977, S.240.

15. K. Galling: Biblisches Reallexikon, (Mohr-Siebeck) Tübingen 21977, S.240.

16. 2 Kön 4

1Eine von den Frauen der Prophetenjünger wandte sich laut rufend an Elischa: Mein Mann, dein Knecht, ist gestorben. Du weißt, daß dein Knecht gottesfürchtig war. Nun kommt der Gläubiger, um sich meine beiden Söhne als Sklaven zu nehmen. 2Elischa fragte sie: Was kann ich für dich tun? Sag mir: Was hast du im Haus? Sie antwortete: Deine Magd hat nichts im Haus als einen Krug Öl. 3Da sagte er: Geh und erbitte dir auf der Gasse von allen deinen Nachbarn leere Gefäße, aber nicht zu wenige! 4Dann geh heim, verschließ die Tür hinter dir und deinen Söhnen, gieß Öl in alle diese Gefäße, und stell die gefüllten beiseite! 5Sie ging von ihm weg und verschloß die Tür hinter sich und ihren Söhnen. Diese reichten ihr die Gefäße hin, und sie füllte ein. 6Als alle Gefäße voll waren, sagte sie zu ihrem Sohn: Bring mir noch ein Gefäß! Er antwortete: Es ist keines mehr da. Da floß das Öl nicht mehr weiter. 7Sie aber kam und erzählte es dem Gottesmann. Dieser befahl ihr: Geh, verkauf das Öl, und bezahl deine Schuld! Von dem, was übrig bleibt, magst du mit deinen Söhnen leben.

17. Hareuveni, N.: Nature in Our Biblical Heritage, (Neot Kedumim) : Lod (Israel) 21996, S. 3.

18. Mischna Bikkurim 1,3: „Man bringt Erstlinge nur von den sieben Fruchtarten dar; übrigens auch nicht von den Datteln auf den Gebirgen..."

19. Psalm 52,10: „Ich aber bin im Haus Gottes wie ein grünender Ölbaum; auf Gottes Huld vertraue ich immer und ewig."

20. Hos 14,5: „Ich will ihre Untreue heilen ... 6Ich werde für Israel da sein wie der Tau, damit es aufblüht wie eine Lilie und Wurzeln schlägt wie der Libanon. 7Seine Zweige sollen sich ausbreiten, seine Pracht soll der Pracht des Ölbaums gleichen und sein Duft dem Duft des Libanon. 8Sie werden wieder in meinem Schatten wohnen; sie bauen Getreide an und gedeihen wie die Reben, deren Wein so berühmt ist wie der Wein vom Libanon.

21. 2Könige 20,13: „Hiskija freute sich darüber und zeigte den Gesandten sein ganzes Schatzhaus, das Silber und das Gold, die Vorräte an Balsam und feinem Öl, sein Waffenlager und alle anderen Schätze, die er besaß."

22. Genesis 35,14: „Jakob richtete an dem Ort, wo Gott mit ihm geredet hatte, ein Steinmal, einen Gedenkstein, auf. Darüber schüttete er ein Trankopfer und goß Öl darauf."

23. Siehe zu „Massebe" ausführlich den Artikel bei K. Galling: Biblisches Reallexikon, (Mohr-Siebeck) Tübingen 21977, S. 206-209.

24. Hosea 10,1-2: „Israel war ein üppiger Weinstock, der seine Frucht brachte. Je fruchtbarer er war, desto mehr opferte man auf den Altären. Je schöner sein Land wurde, um so schöner schmückten sie die Steinmale. 2Ihr Herz ist geteilt, jetzt müssen sie büßen. Der Herr selbst zerschlägt ihre Altäre und zerstört ihre Steinmale."

25. Lev 8,10: „Darauf nahm Mose das Salböl und salbte die Wohnstätte und alles, was darin war, um sie zu weihen. 11Mit dem Öl spritzte er siebenmal gegen den Altar, salbte ihn und alle seine Geräte, das Becken und sein Gestell, um sie zu weihen. 12Vom Salböl goß er etwas auf das Haupt Aarons und salbte ihn, um ihn zu weihen."

26. 1 Samuel 10,1: „Da nahm Samuel den Ölkrug und goß Saul das Öl auf das Haupt, küßte ihn und sagte: Hiermit hat der Herr dich zum Fürsten über sein Erbe gesalbt."

27. 1Sam 16,13: „Samuel nahm das Horn mit dem Öl und salbte David mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn war über David von diesem Tag an. Samuel aber brach auf und kehrte nach Rama zurück."

28. 1Könige 1,34: „Dort sollen ihn der Priester Zadok und der Prophet Natan zum König von Israel salben, und ihr sollt in das Horn stoßen und rufen: Es lebe König Salomo!"

29. Jesaja 11,1-4: „ Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. 2Der Geist des Herrn läßt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht. 3[Er erfüllt ihn mit dem Geist der Gottesfurcht.] Er richtet nicht nach dem Augenschein, und nicht nur nach dem Hörensagen entscheidet er, 4sondern er richtet die Hilflosen gerecht und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist..."

30. Psalm 89, 51-52: „Herr, denk an die Schmach deines Knechtes! Im Herzen brennt mir der Hohn der Völker, mit dem deine Feinde mich schmähen, Herr, und die Schritte deines Gesalbten verhöhnen.

31. Psalm 132,10: „Weil David dein Knecht ist, weise deinen Gesalbten nicht ab!"

32. Psalm 2,2: „Die Könige der Erde stehen auf, die Großen haben sich verbündet gegen den Herrn und seinen Gesalbten."

33. 2Korinther 1,21: „Gott aber, der uns und euch in der Treue zu Christus festigt und der uns alle gesalbt hat..."

34. Jes 61,1: „Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung..." - Bei der Antrittspredigt in Nazareth (Lukas 4,18) zitiert Jesus genau dieses Prophetenwort - und bezieht es auf die eigene Situation: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt" (Vers 21).

35. Deuteronomium / 5Mose 7,13: „Er wird dich lieben, dich segnen und dich zahlreich machen. Er wird die Frucht deines Leibes und die Frucht deines Ackers segnen, dein Korn, deinen Wein und dein Öl, die Kälber, Lämmer und Zicklein, in dem Land, von dem du weißt: Er hat deinen Vätern geschworen, es dir zu geben."

36. Exodus /2Mose 25,3-8: „Das ist die Abgabe, die ihr von ihnen erheben sollt: Gold, Silber, Kupfer, 4violetten und roten Purpur, Karmesin, Byssus, Ziegenhaare, 5rötliche Widderfelle, Tahaschhäute und Akazienholz; 6Öl für den Leuchter, Balsame für das Salböl und für duftendes Räucherwerk; 7Karneolsteine und Ziersteine für Efod und Lostasche. 8 Macht mir ein Heiligtum! Dann werde ich in ihrer Mitte wohnen."

37. Eine ausführliche Diskussion verschiedener Deutungen sowie die Frage nach dem ikonographischen Hintergrund von Sacharja 4 findet sich bei Keel, O., Jahwe-Visionen und Sigelkunst : Eine Deutung der Majestätsschilderungen, BSB, 84/5, 1977, S. 274-320.

38. Keel, O.: Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament : Am Beispiel der Psalmen, (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) Darmstadt 31984, S. 164ff. sowie nach S. 208 die Tafel XIV.

39. Matthäus 25,1-13:

1 Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. 2 Fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug. 3 Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, 4 die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit. 5 Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. 6 Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen! 7 Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. 8 Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus. 9 Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es weder für uns noch für euch; geht doch zu den Händlern und kauft, was ihr braucht. 10 Während sie noch unterwegs waren, um das Öl zu kaufen, kam der Bräutigam; die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal, und die Tür wurde zugeschlossen. 11 Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! 12 Er aber antwortete ihnen: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. 13 Seid also wachsam! Denn ihr wißt weder den Tag noch die Stunde.

40. Gen / 1Mose 8,8-11:

8 Dann ließ er eine Taube hinaus, um zu sehen, ob das Wasser auf der Erde abgenommen habe. 9 Die Taube fand keinen Halt für ihre Füße und kehrte zu ihm in die Arche zurück, weil über der ganzen Erde noch Wasser stand. Er streckte seine Hand aus und nahm die Taube wieder zu sich in die Arche. 10 Dann wartete er noch weitere sieben Tage und ließ wieder die Taube aus der Arche. 11 Gegen Abend kam die Taube zu ihm zurück, und siehe da: In ihrem Schnabel hatte sie einen frischen Olivenzweig. Jetzt wußte Noach, daß nur noch wenig Wasser auf der Erde stand.

41. Lukas 10,25-37:

25 Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? 26 Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? 27 Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. 28 Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach, und du wirst leben. 29 Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?

30 Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. 31 Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. 32 Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. 33 Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, 34 ging zu ihm hin, goß Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. 35 Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.

36 Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? 37 Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!

42. Leviticus / 3Mose 14,15-18:

„15 Dann soll er etwas von dem Log Öl nehmen und auf seinen eigenen linken Handteller gießen. 16 Er soll einen Finger seiner rechten Hand in das Öl, das auf seinem linken Handteller ist, tauchen und mit diesem Finger siebenmal Öl vor dem Herrn verspritzen. 17 Dann soll er etwas von dem auf seinem Handteller übriggebliebenen Öl auf das rechte Ohrläppchen dessen tun, der sich der Reinigung unterzieht, auf den Daumen seiner rechten Hand und auf die große Zehe seines rechten Fußes, auf das Blut des Schuldopfers. 18 Den Rest des Öls, das er auf seinem Handteller hat, soll er auf den Kopf dessen tun, der sich der Reinigung unterzieht. So soll er ihn vor dem Herrn entsühnen."

43. Lukas 7,36-39:

36 Jesus ging in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen hatte, und legte sich zu Tisch. 37 Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, daß er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl 38 und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie, und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küßte sie und salbte sie mit dem Öl. 39 Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müßte er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren läßt; er wüßte, daß sie eine Sünderin ist.

44. Markus 14,3:

„Als Jesus in Betanien im Haus Simons des Aussätzigen bei Tisch war, kam eine Frau mit einem Alabastergefäß voll echtem, kostbarem Nardenöl, zerbrach es und goß das Öl über sein Haar."

45. Johannes 12,3-5:

3 Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt. 4 Doch einer von seinen Jüngern, Judas Iskariot, der ihn später verriet, sagte: 5 Warum hat man dieses Öl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Erlös den Armen gegeben?