Teil 4
In vielen älteren paläobotanischen Lehrbüchern
wird innerhalb des Perms eine klare biostratigraphische Grenze
zwischen zwei verschiedenen Floren angegeben. Diese Grenze ist
als Paläophytikum-Mesophytikum-Grenze (Gothan & Weyland 1954 und
andere) bekannt. Die oberpermischen
Zechstein-Floren aus Nordwest- und Mitteleuropa weichen
tatsächlich sehr stark von denen des Rotliegenden ab. In
den letzten Jahren hat sich allerdings herausgestellt, daß
der Zechstein nur einen relativ kurzen Zeitabschnitt darstellt und
daß das Perm in Nordwest- und Mitteleuropa nur sehr
unvollständig überliefert ist. Außerdem sind die
meisten noch vorhandenen Schichten weitgehend oder sogar
völlig fossilleer sind. In letzer Zeit sind aber aus den
italienischen Südalpen oberpermische Floren beschrieben
worden, die von Koniferen dominiert werden, die als direkte
Nachläuferformen der Rotliegendkoniferen zu deuten sind.
Weiterhin sind aus Bohrungen palynologische Proben beschrieben
worden, die eine viel kontinuierlichere Entwicklung belegen, als bis
vor kurzem angenommen wurde. Auch die klassischen Profile des
Perms in Rußland zeigen eine sehr kontinuierliche Entwicklung der
Pflanzenwelt,
die die Festlegung einer Paläophytikum-Mesophytikum-Grenze
innerhalb des Perms nicht rechtfertigt. Die früher so
stark hervorgehobenen Unterschiede sind daher eher auf
Überlieferungs- und Kenntnislücken als auf Fakten
zurückzuführen. Obwohl innerhalb Europas noch gewisse
Differenzierungen erkennbar sind, sind die Floren des
Oberperms generell sehr artenarm und werden von Koniferen
dominiert. Viele dieser Formen haben dicke, fleischige
Blätter, oft mit kräftigen Kutikulen und vielen Haaren.
Dies weist auf sehr warmes und trockenes Klima hin. Ein arides
Klima wird auch durch die Sedimente belegt, unter anderem durch die
mächtigen Salz- und Gipsablagerungen. Auch die Farnsamer
zeigen zum Teil solche Anpassungen an ein arides Klima. Neben
Koniferen nehmen auch die Ginkgophyten an Bedeutung zu.
Abb. 6: Eine Landschaftsrekonstruktion des Unterperms im Saar-
Nahe-Gebiet.
Nach heutigen Schätzungen starben am Ende des Perms
weltweit insgesamt 95% aller Tier- und Pflanzenarten und damit 50%
aller Gattungen aus (Erwin 1993). Es handelt sich dabei um das
größte
Massenaussterben der Erdgeschichte. Makropaläobotanische
Daten fehlen allerdings, da sowohl das allerhöchste Perm
als auch der basale Trias fast immer nur in Form von Meeresablagerungen
überliefert sind, weshalb unsere Kenntnisse ausschließlich auf
palynologischen Daten beruhen. Über die Ursachen dieses
Aussterbeereignisses wird noch immer diskutiert, und es gibt bislang kein
eindeutiges Szenario. Obwohl bei den Pflanzen
viele einzelne Arten und Gattungen erloschen, existierten die
großen Gruppen als solche weiter. Viele Gattungen der im Oberperm
dominanten Koniferen verschwanden, wurden aber durch neue Gattungen ersetzt,
die auch während der Trias eine übergeordnete Rolle spielten. Dies
steht im Gegensatz
zur Fauna; hier starben verschiedene Großgruppen, wie zum Beispiel die
Trilobiten
vollständig aus.
Abb. 7: Die Stratigraphie des Oberpaläozoikums mit den
wichtigsten Entwicklungen der Pflanzenwelt.
Für weitere Literatur zum Thema "Paläozoische
Wälder", wird auf die oben angegebenen Publikationen
verwiesen; es sind meist zusammenfassende Darstellungen
U = Feuchte Ufervegetation mit Calamiten, Farne und einigen
Pteridospermen; Si = Sigillarien-Bestand in einem feuchten
Flußdelta;
P = Pteridospermen-dominierte Vegetation; K =
Koniferen-dominierte Vegetation im Hinterland.