Der Remy & Remy Preis

Winfried und Renate Remy im Sommer 1992

Anläßlich der 5. Konferenz der "International Organization of Palaeobotany" in Santa Barbara (August 1996) beschloß die paläobotanische Sektion der "Botanical Society of America" einen Preis zu Ehren von Winfried Remy - Ehrenmitglied der Sektion und korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft - zu etablieren. Da seine Frau Renate am überwiegenden Teil seiner Forschungsarbeiten aktiv beteiligt war, wurde gleichzeitig beschlossen, den Preis als Remy & Remy Preis beiden zu widmen.

Zur Preisvergabe soll ein fünfköpfiges Komitee gebildet werden, in das die paläobotanische Sektion jährlich drei Mitglieder entsendet - zwei weitere Mitglieder sollen vom jeweils amtierenden Präsidenten der IOP ernannt werden. Das Komitee ersucht alle Kollegen um Nominierungen für die beste der in renommierten Zeitschriften erschienenen Arbeiten zu allen Aspekten der Paläobotanik und/oder Palynologie. Nominierungen sollten jeweils bis zum 1. Februar eines Jahres erfolgen und folgende Daten enthalten: das Thema der Arbeit - einschließlich des vollständigen Zitates -, eine kurze Darstellung der wissenschaftlichen Bedeutung und Auswirkung der Arbeit, fünf Sonderdrucke der Arbeit.

Der Empfänger des Preises wird auf der gewöhnlich in der ersten August-Woche stattfindenden Sitzung der paläobotanischen Sektion bekannt gegeben - neben der Urkunde beinhaltet der Preis einen Geldbetrag. Nominierungen für den ersten Remy & Remy Preis können, einschließlich der oben genannten Unterlagen, bis zum 1. Februar 1998 bei Thomas N. Taylor oder Hans Kerp eingereicht werden.






Winfried Remy


Winfried Remy wurde am 21. März 1924 in Breslau, Schlesien, (heute Wroclaw, Polen) geboren und wuchs in Berlin auf. An der Universität Berlin, der späteren Humboldt Universität Ost-Berlins, studierte er Geologie. Einer seiner Lehrer war Walther Gothan, der auch seine Doktorarbeit betreute. Aufgrund der damaligen politischen Situation promovierte W. Remy 1952 jedoch an der Universität Tübingen, mit einer Dissertation über Pteridospermen-Fruktifikationen. Nach Gothan's Tod im Dezember 1954 wurde W. Remy zum Leiter der "Forschungsstelle für Paläobotanik und Kohlenkunde" an der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin bestellt. In den fünfziger und frühen sechziger Jahren publizierte er eine große Zahl von Beiträgen zu karbonischen und permischen Pflanzen, unter Aspekten der Biostratigraphie, Fruktifikationen, in-situ-Sporen und -Pollen sowie der Kutikular-Analyse. Eine Reihe dieser Arbeiten entstanden in Co-Autorenschaft mit seiner Frau Renate. Darüber hinaus veröffentlichte er zwei reich illustrierte Bücher über paläozoische Floren: das erste (1957) zusammen mit W. Gothan über die Floren paralischer Kohlebecken, das zweite (1959) zusammen mit seiner Frau Renate über limnische Becken. Eine erweiterte und auf den neuesten Stand gebrachte Synthese der Floren paralischer und limnischer Ablagerungsräume wurde von beiden Remy's 1977 unter dem Titel "Die Floren des Erdaltertums" publiziert.



Nach der Errichtung der "Berliner Mauer" übersiedelten sie im Jahre 1961 nach Münster, wo W. Remy eine Dozentur am Geologischen Institut erhielt. 1965 wurde er zum Professor ernannt und drei Jahre später wurde er Leiter der in Münster neu eingerichteten "Forschungsstelle für Paläobotanik". Gegen Mitte der siebziger Jahre wandte sich sein Interesse den frühesten Landpflanzen zu und seine wissenschaftliche Arbeit konzentrierte sich zunehmend auf anatomisch erhaltenes Material aus dem Rhynie Chert sowie auf unterdevonische Abdruckfloren West-Deutschlands. Ab den frühen achtziger Jahren veröffentlichte er eine Reihe von Arbeiten über die anatomisch erhaltenen Gametophyten des Rhynie Chert, die generelle und funktionelle Morphologie ihrer Sporophyten, in-situ überlieferte Algen und Pilze sowie die Ökologie der Rhynie-Biotope. Einige seiner jüngeren Publikationen sind auf unserer Literatur-Seite zur Rhynie-Flora und unserer Publikations-Seite aufgeführt.

Winfried Remy ging 1989 offiziell in den Ruhestand, doch setzte er seine wissenschaftliche Arbeit bis wenige Tage vor seinem Tode fort. Insgesamt publizierte er drei Bücher und mehr als 120 wissenschaftliche Arbeiten. Er war korrespondierendes Mitglied der "Botanical Society of America", Ehrenmitglied ihrer paläobotanischen Sektion und der erste Träger der "Jongmans-Medaille". Winfried Remy verstarb nach schwerer Krankheit am 31. Dezember 1995.