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Diversifikation, Komplexität


Zu den bekanntesten Pflanzengruppen zählen in aufsteigender Reihe die Algen, die Farne und farnähnlichen Pflanzen sowie die Samenpflanzen mit den beiden Untergruppen Gymnospermen und Angiospermen. Mit steigender Evolutionshöhe nimmt die Komplexität der Strukturen, der Funktionen und der Leistungen zu. Parallel dazu laufen auf jeder Komplexitätsstufe Diversifikations- und Spezialisierungsprozesse ab. Je mehr genetisch determinierte Struktur- und Funktionselemente vorhanden sind, desto größer ist die Zahl potentieller Kombinationen. Das ist mit ein Grund dafür, daß die Artenzahl auf jeder Komplexitätsstufe höher als in der vorangegangenen ist.

Der Begriff Komplexitätsstufe (oder Organisationsebene) darf nicht den Eindruck erwecken, die Evolution sei hier sprunghaft verlaufen. Progressionen, wie z.B. der Übergang von aquatischer zu terrestrischer Lebensweise, beruhen auf einer Neuentwicklung und Optimierung zahlreicher Eigenschaften. Im Verlauf des Optimierungsprozesses hat es viele Übergangsformen gegeben. Doch die sind, wie schon DARWIN bemerkte, ausgestorben, weil sie durch bessere ersetzt worden sind. Als Betrachter rezenter Arten sehen wir daher nur die vorteilhaften Produkte zahlreicher, mehr oder weniger unabhängig voneinander verlaufender Entwicklungen. Diese kleine Stichprobe an Arten, die heute leben, läßt sich zu Gruppen (adaptive peaks, G. L. STEBBINS, 1950) ordnen, die sich in ihrer Komplexität voneinander unterscheiden können oder auf der gleichen (oder nahezu gleichen) Komplexitätsstufe stehen und sich lediglich durch unterschiedliche Merkmalskombinationen auszeichnen.

Zunahme der Artenzahl der Landgefäßpflanzen im Verlauf geologischer Zeiträume (aufeinanderfolgender Vegetationsperioden). Die Zunahme erfolgt in vier klar gegeneinander abgesetzten Phasen. Die Gründe für das Ende einer Phase sind vermutlich Trockenperioden (Klimaänderungen). Eine erneute Zunahme der Artenzahl geht auf das Erscheinen evolutionär höherstehender Pflanzengruppen zurück, die in der jeweiligen Vegetationsperiode Dominanz erlangten: a. primitive Trachaeophyten, b. Pteridophyten, c. Gymnospermen, d. Angiospermen: Abkürzungen für die Erdzeitalter: S: Silur, D: Devon, C: Karbon, P: Perm, R: Trias, J: Jura, K: Kreide, T: Tertiär (Nach K. L. NIKLAS et al., 1983)



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