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Viroide, die kleinsten infektiösen Einheiten


Viroide sind infektiöse Einheiten, die eine Reihe von Pflanzenkrankheiten hervorrufen. Es sind zirkuläre RNS-Moleküle mit Molekulargewichten zwischen 107 000 und 127 000. Die Nukleotidsequenz des PSTV (Potato spindel tuber virus) wurde 1978 von H. J. GROSS et al. aufgeklärt. Das Molekül besteht aus 359 Ribonukleotiden, es zeichnet sich durch zahlreiche intramolekulare Basenpaare aus, die der Struktur Stabilität verleihen und die in einer aufeinanderfolgenden Abfolge helicaler Bereiche organisiert und durch Schlaufen voneinander getrennt sind. Es entsteht somit ein hantelförmiges Gebilde mit einem Achsenverhältnis von 1:20. Inzwischen sind einige weitere Viroide sequenziert worden. Sie alle ähneln der eben beschriebenen PSTV-Struktur. Die Kettenlängen betragen ~240-380 Nukleotide und in allen Fällen wird eine hantelförmige Struktur gebildet. Von besonderem Interesse ist die Tatsache, daß ein zentraler Teil des Moleküls strukturell konserviert und für die Pathogenität der Viroide verantwortlich ist. PSTV-Mutanten mit Änderungen in diesem Bereich sind weniger pathogen als der Wildtyp (M. SCHNÖLZER et al., 1985).

Viroide vermehren sich noch bei relativ hohen Temperaturen (ca 35° C), was wahrscheinlich als eine Adaptation an die Besonderheiten der Wirtspflanzen anzusehen ist, denn bisher sind sie ausschließlich aus Pflanzen tropischer, subtropischer und kontinentaler Klimate isoliert worden. In den Zellen sind die Viroide in der Chromatinfraktion des Kerns lokalisiert. Die DNS-abhängigen RNS-Polymerasen II und I nutzen Viroide als Matrize und produzieren zunächst - Stränge, die ihrerseits als Matrizen zur + Strang-Synthese dienen (E. SPIESMACHER et al., 1985).


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